Tischlein deck dich: So isst China

Ein ganzer Tisch voller Schüsseln und Teller: So sieht es aus, wenn Chinesen im Restaurant essen gehen. Ganz anders als zum Beispiel in Deutschland. Dort ist ein Fleisch- oder Fischgericht mit Beilagen die Regel. Und zwar auf einem einzigen Teller. Woher kommt eigentlich dieser Unterschied?

Kung Pao Hähnchen, gebratener Senfspinat mit Austernsoße, gebratenes Rindfleisch, Bauernsalat, Suppe mit Schweinfleischbällchen und Gemüse: so kann es aussehen, wenn eine kleine Familie im Restaurant bestellt. Vier Gerichte, eine Suppe und eine Sättigungsbeilage. So soll es mindestens sein, sagt die Tradition. Kommt eine Großfamilie zusammen, können es in China auch 16 – 20 unterschiedliche Gerichte sein. Alles das wird gleichzeitig serviert. Nicht nacheinander. Für Europäer wirkt das sehr asiatisch. Ist es auch. Ein Blick in die Geschichte zeigt aber: das ist nur die halbe Wahrheit. 

Typisch chinesisch? Ja. Aber…

“Chinesische Verhältnisse” gab es nämlich auch in Europa. Und zwar im Mittelalter und in der Renaissance. Zumindest, wenn man Geld hatte. Damals wurden auch hierzulande viele Gerichte gleichzeitig auf den Tisch gestellt. Man nannte das “Service à la francaise”. Also: Bedienung nach französischer Art. So ähnlich wie heute in China. Dass ein Essen mehrere Gänge hat, entwickelte sich erst später.

Statt “Frankreich” jetzt “Russland”

“Service à la russe”, also: Bedienung nach russischer Art heißt hingegen die andere Art, ein Essen zu servieren. Mit mehreren Gängen, die hintereinander serviert werden. In Europa kam das allerdings erst im 19. Jahrhundert in Mode und hat sich bis heute gehalten. Vor allem bei formellen Anlässen. Mit einem Servierteller und ganz mehreren Messern, Gabeln, Löffeln und Gläsern. China und andere asiatische Länder sind hingegen bei der französischen Tradition geblieben und servieren alle Gerichte gleichzeitig.

Alles nach Vorschrift

Ist in China also alles ganz locker und man stellt beliebige Gerichte auf den Tisch? Von wegen. Zumindest traditionelle Chinesen halten sich bei der Auswahl der Gerichte an einige Regeln. Es sollte mindestens genauso viele Gerichte geben wie Menschen am Tisch sitzen. Oder mehr. Vegetarisch, nicht-vegetarisch, warm und kalt. Alles gut verteilt. Außerdem muss die Anzahl der Gerichte gerade sein. Das soll Glück bringen. Bei einer großen Party gibts natürlich noch mehr Auswahl. Außerdem ungewöhnliche Gerichte, die man sonst nur selten isst. Je mehr Geld, desto mehr Kalorien. Da ist China genau wie andere Länder: lieber zu viel als zu wenig. Man will ja nicht knauserig wirken. Eine Arbeit, die meist an den Frauen eines Haushalts hängen bleibt. Die Essensvorbereitungen für große Familienfeiern beginnen oft schon Tage vorher.

Chinas Esskultur verändert sich 

Aber: Auch China verändert sich. Vor allem in großen Städten arbeiten die Menschen viel und haben immer weniger Lust zu kochen. Die Folge: man kocht nur noch ein einziges Gericht oder man bestellt Essen vom Lieferservice. Ein Stück chinesischer Esskultur geht damit verloren.

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